UKRAINE 2012/14
Bis zu den Maidan Protesten war die Ukraine für viele ein weißer Fleck auf der Landkarte am Rande Europas. Zownirs Fotografien aus der Serie UKRAINIAN NIGHT beleuchten die Randgebiete einer Gesellschaft, die sich im Auf- und Umbruch befindet.
Until the Maidan protests, for many the Ukraine was a blank spot on the map at the edge of Europe. Zownir's photographs from the series UKRAINIAN NIGHT illuminate the fringes of a society that is undergoing upheaval and change.
Ein „Grenzgänger“- Stipendium der Robert Bosch Stiftung ermöglichte Miron Zownir gemeinsam mit der ukrainischen Autorin Kateryna Mishchenko von 2012-2014 an dem Fotobuchprojekt UKRAINIAN NIGHT zu arbeiten. Das Buch mit über hundert Fotografien und zahlreichen Essays, verfasst von Kateryna Mishchenko, erschien 2015 bei Spector Books.
Zownirs eindringliche Schwarz-Weiß Aufnahmen erzählen in Zeiten des Auf- und Umbruchs von Menschen und Orten, die zur gerne übersehenen Realität gehören. In Wort und Bild dokumentierten die Autorin und der Fotograf in allen Teilen des Landes das soziale „Unbewusste“ und tauchten in die bisher medial unsichtbar gebliebenen Randgebiete der ukrainischen Gesellschaft ein. Entstanden sind extreme Nahaufnahmen der harten Lebensumstände von Tuberkulosekranken, Obdachlosen, Drogenabhängigen, HIV-positiven Waisenkindern, Straßenkindern oder auch Bewohnern verschiedener Roma-Lager.
"Mehr als ein Jahr lang haben wir verschiedene ukrainische Städte bereist, um eindringliche, kleine Zeugnisse des dortigen Lebens einzufangen: die Geschichten der unsichtbaren und marginalisierten Menschen und der ausdrucksstarken und düsteren Landschaften. Nicht nur mit der harten Realität des ukrainischen Lebens, sondern auch mit den Figuren unserer Geschichten konfrontiert, wollten wir vor allem einen neuen Blick auf dieses Land werfen und die Kraft in der Schwäche der Unglücklichen und Ausgestoßenen sehen. In der scheinbar friedlichen Stille der ukrainischen Nacht, die sich wie ein Raum ohne Hoffnung anfühlte, haben wir versucht das Herannahen des kommenden Aufstands festzuhalten. Wir haben uns diese Bilder auf unserer Reise aber nicht angeeignet. Im Gegenteil, sie, die ständig von der Ideologie, den Medien und dem Glamour der Massenkultur verdrängt werden, haben uns angesehen und uns vereinnahmt, sie haben sich in unserer Realität festgesetzt und ihren Platz darin eingenommen. Jede dieser Fotografien ist eine Waffe im visuellen Krieg um den öffentlichen Raum. Sie geben uns nicht nur uns selbst zurück, sondern kodieren auch die Politik unseres Blickes um, indem sie ihn tief und kritisch werden lassen, und rastlos, bis er irgendwo Hoffnung findet."
(aus UKRAINIAN NIGHT Kateryna Mishchenko)
A grant from the Robert Bosch Foundation enabled Miron Zownir to work with the Ukrainian author Kateryna Mishchenko on their photo book project UKRAINIAN NIGHT from 2012-2014. The book with over a hundred photographs and several essays written by Kateryna Mishchenko was published by Spector Books (2015).
Zownir's haunting black-and-white photographs tell us of people and places in times of upheaval and change that are part of the often overlooked reality. Mishchenko and Zownir immersed themselves in the marginal areas of Ukrainian society that had previously remained invisible to the media. The results are extreme close-ups of the harsh living conditions of tuberculosis patients, homeless people, drug addicts, HIV-positive orphans, street children and residents of various Roma camps.
"For over one year we travelled troughout various Ukrainian cities, in the hope of catching the acute, nominal documents of local life: its histories of the socially unvisible and marginalized, and its eloquent an melancholic landscapes. Confronting not only the cruel realities of everyday life in Ukraine, but also those specific to several characters in our stories, we sought, above all, to portrait this country in a new light, to observe strenght over weekness in the lives of the unlucky and discarded. In the seemingly tranquil silence of the Ukrainian night experienced as a space of hopelessness, we sought oppurtunities to depict and sound the approach of social unrest. Yet troughout these journeys we did not take possssion of those images. On the opposite, they peered back at us, although usually pushed to the side by ideology, media and the glamour of mass culture. These images captured us, fixed themselves in our reality; they took its place. Each one of these photographs is a weapon in the war for public space. Each one not only returns us to ourselves, but revealss the politics of our own perception, rendering them deeper and more critical so that we remain restless, until hope is found."
Kateryna Mishchenko
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